Interessant ist alte Werbung unter anderem deswegen, weil man an ihr den wissenschaftlichen Fortschritt unserer Gesellschaft ablesen kann. Unterhaltsam ist sie dagegen, weil sie eben nicht nur den Fortschritt, sondern vor allem auch die Irrwege der Forscher und Produktentwickler (und natürlich der Werber) schonungslos offenlegt. Beispiel gefällig?
Durodont Zahnpasta mit Alkohol: Als die Kampagne für die Alkohol-Zahnpasta „Duro 35“ an den Start ging, hatte der Alkohol noch einen anderen Stand in der Gesellschaft. Damals im Jahr 1958, konnten scheinbar nur solche Produkte in den Adelsstand gehoben werden, die besonders viel Alkohol enthielten. Je mehr Alkohol, desto besser. Zumindest wollten das die Durodont-Verkäufer glauben machen. „Warum sollte, was dem Elfenbein und den Perlen so nützlich ist, nicht auch unseren Zähnen gut bekommen?“ fragten die Herren Werbetexter damals. „Flieg ich durch die MPU, wenn ich Zahnpasta mit Alkohol verwende?“ fragen sich dagegen heute die Käufer diverser Zahnpflege-Produkte. Auch die Frage, ob man als trockener Alkoholiker wieder rückfällig werden könnte, beim Zähneputzen mit Prozent-Paste, ist nicht unüblich. Aber warum sollte es den Zahnpasta-Herstellern anders ergehen, als der Zigarettenindustrie? Während man in den 60er und 70er Jahren noch mit einem ordentlichen Nikotin- und Teergehalt punkten konnte, kann es heute ja nicht gesund genug zugehen, bei den Rauchwaren. Schön, dass es alte Werbung gibt!